Entwicklungsphasen

Drei Phasen der Erziehung – und eine vierte  . . .

 

Die Entwicklung des Menschen verläuft nicht linear, sondern in qualitativ unterschiedlichen Entwicklungsperioden. Es wirkt auf den Menschen gesundend, wenn die Erzieher/innen hierbei einen 7-Jahres-Rhythmus berücksichtigen. Auch wenn heutzutage vielfach körperliche Entwicklungsschritte früher auftreten und im Einzelfall manche Reifung auch verspätet erfolgt, hat es sich pädagogisch bewährt – vor allem in Hinblick auf die Entwicklungen im Seelischen und Geistigen – von 7-Jahres-Schritten auszugehen: 

  1. Das Kleinkind bis ins erste Schulalter hinein übernimmt vertrauensvoll die Verhaltensweisen und die Werthaltungen seiner Umgebung, es lernt durch Nachahmung. Erzieher/innen müssen dem Kind vor allem Sicherheit geben – auch durch rhythmische Wiederholungen – und sich bewusst sein, dass nicht so sehr das wirkt, was sie sagen, sondern dasjenige wirkt, was sie tun und welche inneren  Haltungen sie wirklich leben können.

  2. Ungefähr im 7. Lebensjahr (Zahnwechsel) wird das Kind schulreif; das heißt, dass Kräfte, die bis dahin zum Aufbau des Körpers gebraucht wurden, nun teilweise frei werden und dem gedanklichen Erfassen der Welt dienen können. Im Schulalter bis zur Pubertät sucht das Kind nach Menschen, die ihm die Welt in Bildern, Geschichten und Gleichnissen nahebringen können, solche Menschen werden als Autorität anerkannt. Der Weg zu späterem Wissen geht über das eigene Tun, über eine gefühlsmäßige Verbindung und auch eine zunächst gedächtnismäßige Aneignung. Dabei helfen künstlerische und handwerkliche Tätigkeiten wie Singen, Gedichte, Handarbeiten u.a.m.
  3. Um das 14. Lebensjahr (Geschlechtsreife) wenden sich die Jugendlichen verstärkt ihrer seelischen Innenwelt zu – ein neues Gefühlsleben, Abstraktionsfähigkeit und selbständiges Urteilsvermögen erwachen. Kausales Denken tritt in den Vordergrund. Entsprechend ihrer innerlich erfühlten Ziele suchen sich die Jugendlichen ihre Vorbilder nun selbst. Spätestens hier muss – unterstützt durch gute Gewohnheiten aus der 1. und 2. Phase – die Selbsterziehung einsetzen und möglichst ein Leben lang nicht mehr enden.
  4. Mit dem 21. Lebensjahr sind die Grundlagen vorhanden, um eine freie eigenverantwortliche und sozialfähige Persönlichkeit zu werden. Wirkliche Mündigkeit wird – wenn überhaupt – sicherlich erst später als mit der gesetzlichen Volljährigkeit erreicht.